Seit dem Erscheinen des derzeitigen Gotteslob im Jahr 1975 sind 38 Jahre vergangen. In dieser Zeit hat es in Kirche und Gesellschaft große Veränderungen gegeben. Ich nenne nur die Stichworte „Globalisierung“, „Individualisierung“, „Alterung der Gesellschaft“. Diese Entwicklung bringt auch Themen hervor, die früher nicht in gleicher Weise eine Rolle gespielt haben, zum Beispiel „Schöpfung und Ökologie“, der „Schutz des Lebens“ von seinem Beginn bis zu seinem Ende, der Umgang mit Tod und Trauer. Diese Themen haben sowohl im Glaubensleben Einzelner als auch in Gemeinschaften und Pfarrgemeinden insofern eine große Bedeutung gewonnen, als sie im Gebet und im Gesang vor Gott getragen werden. Deshalb war es uns wichtig, auch in diesen Bereichen entsprechende Materialien vorzubereiten.
In unseren Bistümern ist derzeit ein Strukturwandel der pastoralen Räume im Gange, der nicht zuletzt durch einen spürbaren Priestermangel verursacht ist. Gott sei Dank sind immer mehr Ehrenamtliche bereit, sich auch auf dem Gebiet von Liturgie und Gottesdienst zu engagieren. Gerade sie benötigen entsprechende Hilfen für die Gestaltung von gottesdienstlichen Feiern.
Das alles hat sowohl die Deutsche wie die Österreichische Bischofskonferenz sowie den Bischof von Bozen-Brixen im Jahr 2001 bewogen, die Erarbeitung eines neuen Gebet- und Gesangbuchs in Auftrag zu geben.
Zu diesem Zweck wurde 2002 die „Unterkommission Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch“ der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz errichtet. Ihr gehören unter meinem Vorsitz Vertreter der herausgebenden Bischöfe sowie Berater aus den Bereichen Liturgie, Kirchenmusik, Exegese, Spiritualität und Pastoral an. Die konstituierende Sitzung der Unterkommission fand am 6. April 2002 statt.
Als eine der ersten Maßnahmen beschloss die Unterkommission, im Jahr 2003 eine Akzeptanzerhebung zum derzeitigen Gotteslob durchzuführen, um ein genaueres Bild über die Rezeption von Inhalten und die Wünsche der Pfarrgemeinden zu erhalten. Die Auswertungen der knapp 2.000 Rückläufe bildeten eine der wesentlichen Grundlagen zur Erstellung des neuen Buches.
Auf dieser Basis konnten im Mai 2004 zehn Arbeitsgruppen gebildet werden, die in den Bereichen „Musik“, „Texte“ und „Gottesdienstliche Feiern“ mit den entsprechenden Fachleuten – Experten und Praktiker – besetzt wurden. Sie nahmen zügig ihre Arbeit auf und konnten die Ergebnisse in einer Probepublikation in 186 Pfarrgemeinden überprüfen lassen. Die Erprobungsphase erstreckte sich von Advent 2007 bis Pfingsten 2008. Der Gesamteindruck war überaus positiv und bestätigte, dass den in der Akzeptanzerhebung geäußerten Wünschen und Vorstellungen Rechnung getragen worden war. kritische Äußerungen zu einzelnen Themen wurden genauso aufgenommen und umgesetzt.
Nachdem die Inhalte im Jahr 2010 fertiggestellt werden konnten, wurden sie nach verschiedenen Modiphasen 2011 / 2012 den herausgebenden Bischöfen zur Approbation (Genehmigung) vorgelegt.
Den römischen Vorgaben entsprechend, die im Zuge der Umsetzung der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils getroffen worden waren, mussten - unabhängig von der Erstellung eines Gebet- und Gesangbuches – Texte der in der Liturgie verwendeten Gesänge der Gottesdienstkongregation vorgelegt werden. Nach Erteilung der Recognitio haben die Bischöfe im November 2012 die Druckfreigabe erteilt. Der Druck konnte im Januar 2013 beginnen.
Im Blick auf die bereits oben geschilderte gesellschaftliche und pastorale Situation will das neue Gotteslob reagieren und für die Zukunft Impulse für das Glaubensleben der Einzelnen und die Feiern in Gemeinschaft geben. Das betrifft sowohl den musikalischen Bereich als auch Fragen der persönlichen Glaubensvertiefung und die Gestaltung gottesdienstlicher Feiern in unterschiedlichen Formen.
Zunächst galt es sowohl der Einheit des deutschen Sprachgebietes wie auch den unterschiedlichen Traditionen der einzelnen Bistümer zwischen Hamburg und Bozen-Brixen, Wien und Aachen Rechnung zu tragen. Darum besteht das neue Gotteslob wiederum aus einem gemeinsamen Stammteil und diözesanen Eigenteilen, bei deren Erstellung es zu Kooperationen einzelner Bistümer gekommen ist. Eine Neuerung stellt das Schlagwortverzeichnis „Was bedeutet?“ dar, das Hinweise und Erklärungen zu wichtigen Themen leicht auffinden lässt.
Der inhaltliche Aufbau des gemeinsamen Stammteils orientiert sich am bisherigen Gotteslob und gliedert sich in die großen Kapitel:
I. Geistliche Impulse für das tägliche Leben
II. Psalmen, Gesänge und Litaneien
III. Gottesdienstliche Feiern
Im Folgenden möchte ich Ihnen einige neue Inhalte vorstellen:
Das neue Buch beginnt mit einer Seligpreisung: „Selig sind die, die das Wort Gottes hören und es befolgen“. Dementsprechend bildet der „Umgang mit der Heiligen Schrift“ den
1. Abschnitt des Buches. Er eröffnet verschiedene Zugänge zu biblischen Texten und gibt eine
Anleitung zum „Bibelteilen“ (GL-Nr. 1)
Auf Gottes Wort antworten Menschen im Gebet. Das neue Gotteslob bietet dazu vielfältige Texte sowohl der Tradition als auch der Gegenwart in einer neuen, ästhetisch ansprechenden Darstellung (GL-Nr. 2- 22). Ein Ergebnis der Akzeptanzerhebung von 2003 war der Wunsch nach Vorlagen für Feiern in der Familie und kleineren Gemeinschaften (Gebetskreise, Altenheime …). Diesem Anliegen entspricht das Gotteslob durch entsprechende Anregungen für den Advent und den Heiligen Abend, für Dank- und Segensfeiern. Besonders erwähnen möchte ich das „Hausgebet für Verstorbene“ (GL-Nr. 28), mit dem Angehörige von Verstorbenen Abschied nehmen und ihrer immer wieder im Kreis der Familie gedenken können. Im Abschnitt „Den Glauben leben“ sind grundlegende Texte des Glaubens wie etwa das „Hauptgebot der Liebe“, die „Werke der Barmherzigkeit“ und die „Gaben des Heiligen Geistes“ zusammengestellt und erklärt (GL-Nr. 29).
Das 2. Kapitel enthält unter den Nr. 30 – 569 Psalmen, Lieder und Gesänge, Kehrverse und Litaneien. Dabei finden im Gegensatz zum jetzigen Gotteslob Inhalte aller Epochen und Stile, von der Gregorianik bis zum Neuen Geistlichen Lied Berücksichtigung. Wesentliche Kriterien der Auswahl waren die Qualität von Text und Musik, die Übereinstimmung mit dem Glauben der Kirche und die Akzeptanz durch die Gemeinden. Dabei wurde darauf geachtet, dass die „eingesungenen“, zum festen Bestandteil des persönlichen Glaubenslebens gehörenden Gesänge erhalten bleiben. Dazu gehören auch Übertragungen geistlicher Texte aus der Feder von Huub Oosterhuis, die in den vergangenen 38 Jahren im aktuellen Gotteslob vielen Menschen ans Herz gewachsen sind.
Ebenso wurde darauf geachtet, dass das ökumenische Liedgut nicht nur im bisherigen Umfang erhalten bleibt. Vielmehr wurden alle Lieder des neuen Gotteslob mit der „Arbeitsgemeinschaft ökumenisches Liedgut im deutschen Sprachgebiet“ (AÖL) mit dem Ergebnis beraten, dass nun etwa die Hälfte dieser Gesänge dem interkonfessionellen Konsens entspricht und somit im neuen Gebet- und Gesangbuch ein „ö“ tragen darf.
Im 3. Kapitel werden die Feiern der Sakramente und Sakramentalien dargestellt und theologisch erschlossen. Anders als im derzeitigen Gotteslob wird in diesen Abschnitten auf Fragestellungen Bezug genommen, die sowohl bei der Vorbereitung des Sakramentes als auch bei seiner Feier von Bedeutung sind. Als Beispiel nenne ich „die Feier der Kindertaufe“ (GL-Nr. 572), wo sowohl die Frage „Wer“ - „Wo“ - „Wann“ gestellt und beantwortet wird als auch die Aufgaben der Eltern und Paten beschrieben werden.
Eine zentrale Stellung nimmt die „Feier der Heiligen Messe“ (Nr. 582 ff) ein. In ihr wird das sogenannte Zweite Hochgebet in einer neuen, approbierten deutschen Übersetzung wiedergegeben, die zur Orientierung bei der Mitfeier der Heiligen Messe dient.
Die Tagzeitenliturgie (Nr. 613-667) nimmt im neuen Buch einen großen Raum ein. Neben zahlreichen, nun vollständig ausgearbeiteten Horen enthält dieser Abschnitt alternativ gestaltete Feiern für das „Morgen- und Abendlob“, eine „Statio während des Tages“ und ein
„Nachtgebet“; das sind Feierformen, die in ihrem Aufbau einfacher gehalten sind.
Eine neue Weise gottesdienstlichen Feierns ist die „Wort-Gottes-Feier“ (Nr. 668 ff). Sie steht zum ersten Mal in einem gemeinsamen Gebet- und Gesangbuch. Völlig neu gestaltet wurde der Andachtsteil. Da die bisherigen Andachten zu sehr „Kinder ihrer Zeit“ waren, wurden Aufbau und Inhalt für die Praxis der Gemeinden im 21. Jahrhundert neu erarbeitet. Das „Baukastensystem“, das im jetzigen Gotteslob schon grundgelegt war, wurde für das neue Werk weiterentwickelt und ergänzt. Damit wurde sichergestellt, dass sich sowohl klassische als auch neue Andachtsthemen gestalten lassen.
Insgesamt wurde beim neuen Gotteslob auf eine qualitativ hochwertige und ästhetisch ansprechende Gestaltung geachtet. Dafür sprechen nicht zuletzt die Aufnahme traditioneller Bildmotive und zeitgenössischer Zeichnungen. Letztere wurden von der Künstlerin Monika Bartholomé (Köln) eigens für das neue Gebet- und Gesangbuch geschaffen. Durch die Aufnahme von knapp 20 Zeichnungen, die gezielt immer wieder einmal Text- und Notensatz des Stammteils unterbrechen, werden die Sinne noch einmal anders angesprochen als durch das Hören, Lesen und Singen von Inhalten. Als eigenständige Zonen der Ruhe und des Meditierens sind sie bewusst einfarbig gehalten und regen in unserer bildorientierten Gesellschaft nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zur Auseinandersetzung mit den Buchinhalten an.
Zur besseren Lesbarkeit wurde die Schriftgröße erhöht und entspricht etwa der bisherigen Großdruckausgabe des Werkes. Dementsprechend wurde das Seitenformat der Standardausgabe auf 112 x 170 mm vergrößert. Um die Übersichtlichkeit zu erhöhen, wurden am Beginn der Kapitel rote Seiten eingefügt, die detaillierte Inhaltsangaben bieten. Die Diözesanausgaben (Stamm- und Eigenteil) umfassen ca. 1.300 Buchseiten.
Die Standardausgabe erhält dasselbe Einbandmaterial, das bereits bei der Probepublikation großen Anklang gefunden hat. Der Einband ist in einem grauen Farbton gehalten. Neben dieser Ausgabe werden von vielen Diözesanverlagen weitere Buchausstattungen angeboten werden.
Seit dem 31. Januar 2013 werden nun etwa 3,5 Mio. Diözesanausgaben gedruckt und gebunden. Angesichts dieser Menge werden Sie verstehen, dass die vollständige Auslieferung aller Exemplare, die im Spätherbst dieses Jahres beginnen wird, einen Zeitraum von etwa 3 Monaten beansprucht. Parallel hierzu wird auch der Verkauf im Buchhandel starten. Den Preis wird jede Diözese selbst festlegen, je nach Umfang und Ausstattung ihrer Ausgaben. Für die Standardausgabe wollen aber alle Diözesen einen vertretbaren Preis anstreben. Und hier kann ich nur für mein Bistum Würzburg sprechen. Dort soll der Preis für die Standardausgabe unter der 20-Euro-Marke liegen.
Mit der Erarbeitung des neuen Gotteslob gingen die Vorbereitungen für ein Orgelbuch und - erstmals – eines Klavierbuches Hand in Hand. Beide Bücher sollen die musikalische Begleitung von Gesängen auch denjenigen ermöglichen, die keine professionelle kirchenmusikalische Ausbildung besitzen. Parallel zu den Begleitbüchern für den Stammteil bereiten die Diözesen entsprechende Ausgaben für ihre Eigenteile vor.
Ebenso in Vorbereitung ist ein sogenanntes „Dienstebuch“, das insbesondere denen eine Hilfe sein will, die ehrenamtlich Gottesdienste vorbereiten, gestalten und leiten. Dafür stehen weitere Anregungen, alternative Gestaltungselemente und -modelle zur Verfügung.
Weitere Begleitpublikationen werden im Rahmen von Kooperationen mit verschiedenen externen Partnern erstellt, die diese eigenverantwortlich erarbeiten und herausgeben. Das betrifft zum Beispiel Literatur für Kantoren, Chöre und Organisten sowie Bläsersätze. Des Weiteren wird ein neuer „Themenschlüssel zum Gotteslob erarbeitet.
Bereits im Jahr 2011 wurden die Planungen zur Einführung des künftigen Gotteslob aufgenommen, mit denen die Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz das Deutsche Liturgische Institut (DLI) in Trier beauftragt hat. Durch eine Vielzahl einführender Maßnahmen, die für die Zeit bis zum Erscheinen des neuen Gotteslob und für das erste Jahr danach geplant sind, werden die Bistümer bei der Einführung unterstützt und ihnen entsprechende Materialien zur Verfügung gestellt. Entscheidendes Kommunikations- und Kooperationsmedium ist eine Internetplattform, die seit 2012 als nicht-öffentliches Intranet den Bistümern und betroffenen Institutionen zum Informationsaustausch und als Planungsinstrument angeboten wird. Im Laufe des Jahres werden zudem Informationen und Materialien der unterschiedlichsten Art auf bestehenden Internetportalen (zum Beispiel dbk.de; katholisch.de; liturgie.de) für die breite Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Im Rahmen dieser Einführungsmaßnahmen werden zum Beispiel seit Anfang Februar den Pfarrgemeinden sogenannte „Lieder des Monats“ angeboten, um Inhalte des im Advent erscheinenden Gotteslob kennenzulernen. Hierzu wurden Orgelsätze veröffentlicht und Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Gesängen zur Verfügung gestellt.
Da die Maßnahmen für die Einführung des Gotteslob in der Verantwortung der einzelnen Bistümern liegt, wurde für jede Diözese ein Einführungsverantwortlicher ernannt. Seine Aufgabe besteht unter anderem in der Umsetzung der entsprechenden Maßnahmen, der Anpassung der Materialien für seine Diözese und ihrer Weitergabe an die Pfarrgemeinden.
Damit die Einführungsmaßnahmen in den Pfarreien bereits jetzt schon anlaufen können, wurden den Diözesen einfarbige Sonderdrucke des Gotteslob-Stammteils angeboten und am Montag dieser Woche angeliefert. Die Weiterleitung dieser Manuskripte innerhalb der Bistümer erfolgt in diesen Tagen durch die Diözesen. Durch die Andrucke wird sichergestellt, dass den Gemeinden tatsächlich alle Inhalte des Stammteils zur Verfügung stehen, die zur Umsetzung der Einführungsprojekte erforderlich sind. Denn es kann natürlich nur das eingeführt werden, was auch vor Ort vorhanden ist.
Das neue Gotteslob ist ein großes Gemeinschaftswerk. Insgesamt 37 Diözesen haben sich an der Erarbeitung beteiligt und geben es nun jeweils als Diözesanausgabe heraus. Den Katholiken in Deutschland, Österreich und Südtirol darf ich an dieser Stelle zurufen: Wir dürfen uns auf den Start des neuen Gebet- und Gesangbuchs in unseren Gemeinden freuen. Und ich erhoffe mir, dass das neue Gotteslob von vielen Menschen, ob jung oder alt, angenommen wird und so zu einer würdigen Feier des Gotteslobes beiträgt.
Bistum Fulda
Bischöfliches Generalvikariat
Paulustor 5
36037 Fulda
Postfach 11 53
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Telefon: 0661 / 87-0
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